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Nick Cave & the Bad Seeds - Live God

Nick Cave & the Bad Seeds - Live God

Freitag, 05 Dezember 2025
16:54 Uhr
Autor: Stefan

Wenn Nick Cave von einem „Gegenmittel zur Verzweiflung“ spricht, sollte man besser hinhören. Mit Live God veröffentlichen Nick Cave & the Bad Seeds ein Livealbum, das nicht weniger will, als die Kraft eines Konzerts einzufangen, das sich irgendwo zwischen Messe, Katharsis und Rockritual bewegt. Die 15 Tracks spiegeln die Atmosphäre jener Abende wider, in denen Cave und seine Band das Publikum nicht nur bespielten, sondern förmlich durchdrangen. Es sind Mitschnitte, die nicht bloß dokumentieren, sondern fühlen lassen – mal hymnisch, mal heulend, mal flüsternd. Besonders eindrucksvoll: das komplette Wild God-Album in Livefassung. Es verliert nichts an Dringlichkeit, gewinnt aber durch die unmittelbare Bühnenenergie an roher Intimität.

Doch Cave wäre nicht Cave, wenn er sich nur auf neues Material verlassen würde. Deshalb gibt es dazu ein paar tiefe Verbeugungen in die eigene Vergangenheit – „From Her to Eternity“, „Papa Won’t Leave You, Henry“ oder das zutiefst berührende „Into My Arms“. Allesamt Klassiker, die im Konzertgewand neue Facetten zeigen. Die Band ist dabei so punktgenau wie entfesselt: Warren Ellis' Violine jault wie ein hungriger Geist, der Bass schleicht durch die Songs wie ein dunkler Gedanke – und Cave selbst? Der predigt, klagt, betet. Und das mit einer Stimme, die mehr gesehen hat als mancher Beichtstuhl.

Live God erscheint auf Doppel-CD und Doppel-Vinyl – jeweils mit liebevoller Ausstattung. Die CD kommt im edlen Digisleeve mit Spot-UV-Lackierung (für Menschen, die wissen wollen, wie sich Ernsthaftigkeit anfühlt), während das Vinyl in einem hochwertig gefertigten Gatefold-Cover steckt. Alles ist durchdacht, wertig, und eben kein beiläufiger Merchartikel, sondern eine Einladung, sich selbst zu verlieren. Dieses Album ist kein Soundtrack zum Nebenbei-Hören – es ist eine Liturgie der Widersprüche. Und ein Zeugnis dessen, dass Nick Cave selbst live nie nur ein Musiker war, sondern immer schon eine Erscheinung.

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Quelle: Mix1