Haftbefehl & Oddworld - dünya garip
Freitag, 21 November 2025
20:18
Uhr
Autor: Stefan
Mit „dünya garip“ liefern Haftbefehl und das Produzentenduo oddworld (bestehend aus Minhtendo und Alexis Troy) ein Stück Musik, das mehr als nur gut klingt – es fühlt sich an wie ein persönlicher Hilferuf und ein poetisches Tagebuch zugleich. Der Song erzählt von einem Jungen aus Istanbul, der seine Heimat verlässt – nicht, um Karriere zu machen, sondern um Sicherheit zu finden. Doch das vermeintliche Paradies entpuppt sich schnell als kalter Ort, an dem zwar glänzende Schaufenster locken, aber echte Menschlichkeit oft fehlt. Konsum, Geldgier und Perspektivlosigkeit mischen sich zu einem Cocktail aus Entfremdung. Und mittendrin: ein junger Mensch, der einfach nur ankommen will.
Haftbefehl bleibt dabei nicht distanziert. Wer zwischen den Zeilen liest, erkennt schnell, dass er auch seine eigene Vergangenheit verarbeitet. Seine eigene Flucht, seine eigenen Widersprüche. Denn auch er musste einmal weg – nicht, weil er wollte, sondern weil er musste. Mit dieser Ehrlichkeit trifft der Song viele, die Ähnliches erlebt haben. „dünya garip“ wird damit zu einer Hymne für alle, die irgendwo zwischen zwei Welten leben, nie ganz hier und nie mehr ganz dort. Für Menschen, die trotz aller Hürden weitermachen – weil sie wissen, dass niemand sonst es für sie tut.
oddworld zeigen mit der Produktion, dass es auch anders geht: keine glattgebügelten Popstrukturen, kein Schema F. Stattdessen ein Sound, der die rohe Energie und Emotion des Textes aufnimmt und verstärkt. Dass sie anfangs kein Wort Türkisch verstanden, ist fast nebensächlich – Gefühl kennt keine Sprachbarriere. Die Beats sind minimalistisch, fast filmisch – als würde man einen Abspann sehen, bei dem einem der Kloß im Hals stecken bleibt. So wird „dünya garip“ zu einem Soundtrack für eine Generation, die sich oft unverstanden fühlt, aber trotzdem weitermacht.

