Pastor Gerald - Planet der Pfaffen
Freitag, 14 November 2025
21:25
Uhr
Autor: Stefan
Was 2017 noch als lose Partylaune unter Freund:innen begann, ist heute eine der unterhaltsamsten Erscheinungen der deutschen Indie-Punk-Szene: Pastor Gerald. Ein Bandname wie ein schlechter Witz auf einem Gemeindefest – und genau darin liegt der Charme. Lange war das Projekt mehr Improvisation als Planung, mit wechselnden Besetzungen, Auftritten nach Lust und Laune und musikalischen Experimenten im Proberaum. Erst 2022 erschien eine erste EP, halbwegs ernst gemeint. Doch mit dem Einstieg von Maja Eysenbrandt, einer Singer-Songwriterin vom Niederrhein mit Gitarre, Charisma und klarer Kante, wurde aus dem Projekt plötzlich mehr als ein Running Gag mit Schlagzeug.
Nach nur wenigen Proben ging es direkt zur Kieler Woche – also Bühne statt Keller, Applaus statt Dosenbier. Der Band war schnell klar: Da geht noch was. Und es ging. Gigs, Studio, Songwriting, das volle Programm. Zwei Jahre später liegt nun das Album »Planet Der Pfaffen« auf dem Altar, vollgepackt mit zehn Tracks, die irgendwo zwischen Kabarett, Kritik und Chaos ihre Heimat gefunden haben. Pastor Gerald machen keine halben Sachen mehr – außer vielleicht bei den Riffs, die oft so schrammelig daherkommen, dass man denkt, die Saiten halten keine drei Akkorde mehr durch. Aber das gehört dazu. Maja trägt das Ganze mit ihrer markanten Stimme, irgendwo zwischen Predigt und Protest, während die Texte von absurden Alltagssituationen, politischen Seitenhieben und anarchischem Humor nur so überquellen.
Songtitel wie »FDP Hat Sexverbot«, »Brotdose« oder »Furzstängelpatrone« lassen keinen Zweifel daran, dass hier niemand nach Radiospielzeit schielt. Es ist Musik mit Augenzwinkern und Mittelfinger – eine Einladung zur Reflexion im Moshpit. Wer beim Konzert mitmacht, betritt eine Art Parallelwelt, in der Ironie Pflicht und der Pogo sakral ist. Pastor Gerald predigen nicht für den Mainstream, sondern für alle, die zwischen Gesellschaftskritik und Klamauk noch ein paar Takte echte Haltung erkennen können. Amen dazu.

