Parov Stelar - Artifact
Freitag, 14 November 2025
21:27
Uhr
Autor: Stefan
Wenn Marcus Füreder alias Parov Stelar ein neues Album veröffentlicht, darf man sich auf mehr als nur ein musikalisches Update freuen. Mit Artifact geht der österreichische Musiker und Produzent aber noch einen Schritt weiter – er öffnet gleich eine ganze Schatztruhe aus Klang, Gefühl und Fantasie. Die Idee dahinter ist so simpel wie poetisch: Jeder Mensch hinterlässt Artefakte – Erinnerungen, Fragmente, Spuren eines gelebten Lebens. Aus diesem Gedanken entspinnt sich ein Album, das persönliche Geschichten mit großem cineastischem Gestus und einem tiefen Gespür für Atmosphäre verbindet. Zwischen melancholischer Introspektion und orchestraler Wucht gelingt Stelar dabei das Kunststück, seinen bekannten Stil nicht nur weiterzuentwickeln, sondern ihn regelrecht zu transformieren.
Musikalisch bleibt Artifact dem elektronischen Fundament treu, das Parov Stelar seit Jahren definiert – allerdings mit offenerem Blick und spürbarem Mut zur Imperfektion. Statt dem nächsten Clubhit widmet sich der Künstler der Frage: „Was bleibt?“ Und findet seine Antwort in Stücken wie Shiver, Falling Into Time oder Six Feet Underground, die klassische Kompositionselemente mit digitaler Präzision verweben. Unterstützt von einem 35-köpfigen Orchester, entstehen Songs, die genauso im Konzertsaal wie auf der Festivalbühne funktionieren. Besonders bemerkenswert ist seine Version von Lana Del Reys Art Deco: ein kammermusikalisches Kleinod mit elektronischer Seele – elegant, entrückt, eindringlich.
Doch Artifact ist mehr als ein Album – es ist ein Gesamtkunstwerk. Die Videos zu den Songs, mit Hilfe von KI gestaltet und dennoch spürbar handgemacht, wirken wie surreale Traumtagebücher. Nostalgische Anklänge, SciFi-Bilder und intime Gesten verdichten sich zu visuell offenen Räumen, in denen Interpretation erwünscht ist. So wird der Hörer – oder Zuschauer – zum Mitgestalter einer Erzählung, die keine festen Bahnen kennt. Parov Stelar gelingt mit Artifact ein seltenes Kunststück: Er beweist, dass große Kunst nicht laut sein muss. Sondern ehrlich, vielschichtig und mutig. Und dass es manchmal die verschwommenen Erinnerungen sind, die am stärksten leuchten.

